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Hintergrund - 06.12.2021 - 00:00 

«Yes to less» – Wie die Welt verbessert werden kann

«Climate change», «transformation», «circular economy» – Buzzwörter, um die sich die diesjährige TEDxHSG-Ausgabe drehte. Unter dem Motto «Yes to less» zeigten elf Talks spannende Ansätze, um den ökologischen Fussabdruck weltweit zu verringern. Wir haben in einige reingehört.

6. Dezember 2021. Den Einstieg machte Beat Karrer, CEO und Gründer von FluidSolids. In einer «circular economy» sei zentral, dass Abfälle in den Produktionskreislauf reintegriert werden. Mit seiner Vision, Abfälle als Rohstoffe für neue Produkte wiederzuverwerten, agiert sein Unternehmen heute als einer der Pioniere der Kreislaufwirtschaft. FluidSolids stellt eine umweltschonende Alternative zu petrolbasierten Kunststoffen wie Plastik her. Die Biokomposite werden beispielsweise zur Herstellung von biologisch abbaubaren Einweg-Gabeln verwendet. Seine Geschäftsidee, die zu Beginn von Karrer’s Freunden als «crazy» erachtet wurde, erfährt heute Unterstützung von Politik und Unternehmensstrategen.

«Let's dive together»

Julia Bodin, Umweltingenieurin bei Future of Waste, machte in ihrem Talk eine Reise in die Weltmeere. «Stellt euch vor, ihr steht vor dem Ozean...», dann ein Gefühl des Schwebens, umrundet vom Wasser, jeder Atemzug bringt Friede und Ruhe. Wunderschöne Fische, Quallen und Korallen, die sich mit den Wellen mitbewegen – und plötzlich: «A plastic bag, a plastic fork…a plastik sea.» Jedes Jahr gelangen acht Millionen Tonnen Abfall in die Meere, Schildkröten verfangen sich in Netzen und Vögel sterben, weil sie ihre Nahrung mit Plastik verwechseln. Julia Bodin tritt mit ihrem Team in Dialog mit Firmen, um eine Kultur des Wandels zu schaffen, gegen Umweltverschmutzung, aber auch Ressourcenverschwendung. Notwendig seien eine Zukunftsvision sowie die Bereitschaft für Veränderungen in Richtung einer Kreislaufwirtschaft, mit «open mind, open heart, open will».

«Helping local businesses»

Um eine ganze Branche zu transformieren, braucht es Pioniere wie Dr. Etienne Jeoffroy. Er ist CEO und Co-Gründer von FenX. Mit seinem Onkel zusammen entwickelte er ein Isoliermaterial, um das Haus seiner Grossmutter winterfest zu machen. Feuersicher, günstig und nachhaltig soll künftig die Art und Weise des Häuserbauens prägen. In der Schweiz werden nur 1,5 Prozent der Dämmstoffe rezykliert, die aus einem Gemisch von Metall, Holz, Plastik, Stein, Glas, Kork und Beton bestehen. Jeoffroy’s Team möchte ab 2022 ein nachhaltiges Isoliermaterial auf den Markt bringen, welches aus leicht verfügbaren mineralischen Abfällen und geringwertigen Naturstoffen produziert wird. Die Beschränkung auf verschiedene Steine erlaubt es, Isoliermaterial wieder zu verwenden, schilderte der Jungunternehmer. Dank der Nutzung lokaler Materialquellen werden gleichzeitig lokale Unternehmen unterstützt und Transportkosten/-immissionen minimiert.

Qualität vor Quantität fördern

Einen «start small»-Ansatz empfahl auch Dr. Tom Robinson, Head of Foresights and Trends bei der SBB. Von Transport und Logistik war er schon früh fasziniert. 15 Lebensjahre verbrachte er in Alaska, auf dem Bering-Meer fischend. Er erinnert sich: 5000 Tonnen Lachs wurden innert 10 Minuten von mehr als 200 Schiffen mit Piloten als «spoters» eingefangen. Eine teure Aktion, die jährlich viel Benzin und Kapital verbrauchte. Mengenmaximierung sei keine nachhaltige Lösung. Unregulierter Fischfang mit hunderten von Netzen übersteigt die Reproduktionskapazitäten von Lachsen. Deshalb müssten Anreize geschaffen werden, die lokale Fischer unterstützen und Qualität vor Quantität fördern. Ähnliche Bewegungen wünscht er sich auf für den Mobilitätssektor in der Schweiz – weg von Verkehrsstaus, täglichen Paket-Lieferungen und einer Explosion des E-Commerce-Handels.

TEDxHSG

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