Sharing Economy: Kleider mieten statt kaufen – so greifen zwei Baslerinnen die Modebranche an

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Sharing EconomyKleider mieten statt kaufen – so greifen zwei Baslerinnen die Modebranche an

Modebewusst, fair und nachhaltig – geht das alles gleichzeitig? Ja, sagt das Start-up Manusia. So kämpfen die Gründerinnen gegen Fast Fashion und die Schattenseite der Modeindustrie.

Darum gehts

Faire und nachhaltige Mode statt Fast Fashion, Umweltverschmutzung und miese Arbeitsbedingungen: Emma Kistemaker und Lorena Madarena kämpfen mit dem Start-up Manusia gegen die Schattenseite der Branche an. Die beiden Baslerinnen setzen mit ihrem Label auf ein neuartiges Konzept: Kleider mieten statt kaufen.

Manusia wolle beweisen, dass es möglich sei, gleichzeitig modebewusst, fair und nachhaltig zu sein, sagt Mitgründerin Emma Kistemaker auf Anfrage. Die Idee dafür sei auf Bali entstanden, schreibt «Prisma», das Magazin der Universität St. Gallen (HSG), wo Kistemaker und Mitgründerin Madarena studierten.

Kooperation mit Manor und PKZ

Sie konnten schnell erste Erfolge feiern: 2018 nahm die HSG das Start-up in sein Entrepreneurial-Talents-Programm auf, 2019 folgte eine Kooperation mit Manor. Und letztes Jahr gewann Manusia den Un-Dress Fashion Award, was die Kleider befristet in die Verkaufsflächen von PKZ katapultierte.

Dieses Jahr schafften es die Gründerinnen in die Liste der 200 prominente­sten Persönlich­keiten in Zürich und in Basel des Magazins «Who is Who». Die zweite Kollektion war schnell ausverkauft, und nun kommt bereits der nächste Schritt: Jetzt wollen die Baslerinnen ihre Mode vermieten statt verkaufen.

Ein Netflix für Kleider

Um das zu testen, gab es eine gemeinsame Studie mit der Fachhochschule Nordwestschweiz. So fanden die beiden Frauen heraus, dass Schweizerinnen auch bereit sind, Mode zu mieten statt zu kaufen. Ein Versuch an der HSG war erfolgreich, nun folgt ein Pop-up-Store in der Markthalle Basel, der vom 13. bis 19. Juni offen ist.

«Wir haben unsere Mode zwei Jahre normal verkauft», sagt Kistemaker «Jetzt steigen wir auf ein Mietmodell um.» Für Kleider habe sich dieses zwar noch nicht etabliert, doch das sei nur noch eine Frage der Zeit, sagt die Mitgründerin. Das sehe man auch in den USA und in Asien, wo Start-ups damit bereits Erfolg haben.

Kleider mieten statt kaufen – was hältst du davon?

Vor allem Frauen im Alter von 25 bis 35 Jahren interessierten sich für das Mietmodell, so Kistemaker. Sie seien neugierig und testeten gerne neue Mode aus – oft inspiriert durch Social Media. In Zukunft sei es denkbar, dass Manusia die Kleidermiete gegen eine Flatrate anbiete, ähnlich wie das Netflix für Filme und Serien macht.

«Ich habe Geburtstag und will dieses Kleid!»

Als Manusia seine Kollektion auf Social Media präsentierte, sei sofort eine Reaktion gekommen: «Ich habe am Wochenende Geburtstag und will dieses Kleid mieten!» Das sei ein typischer Anwendungsfall (siehe Box). Beliebt seien auch Ball- und Hochzeitskleider sowie «schöne Mode für den Ausgang», sagt Kistemaker.

Darum macht Kleider mieten Sinn

Seine ersten beiden Kollektionen produzierte das Start-up in der Türkei und in Basel. Für das Mietmodell setze man auf renommierte Marken. Nun suche man Investoren, um sein Lager zu vergrössern und die Logistik zu verbessern. «Die Kleider müssen rechtzeitig bei unseren Kundinnen sein», sagt Kistemaker.

Auf jedem Insta-Bild ein neues Kleid

Die Redaktion sprach auch mit Tanja Erskine, Mitgründerin des Secondhand- und Vintage-Labels Orb-It. Sie sagt, dass die Gründerinnen «nicht gerade den einfachsten Markt für ein Sharing-Modell» ausgesucht hätten. Die Pop-up-Stores seien darum umso wichtiger – so könnten die Kundinnen die Kleider auch anprobieren.

«Wir Schweizer müssen zuerst Vertrauen in eine neue Marke aufbauen», sagt Erskine. Darum seien die Kooperationen mit Manor und PKZ wichtig, um Manusia bekannter zu machen. «Man getraut sich eher online zu bestellen, wenn man schon mal physisch in einem Laden war.»

Ein Problem sei, dass viele Schweizer ihre eigenen Sachen haben wollen. Jüngere Menschen tauschten Kleider aber oft untereinander – da sei der Schritt zur Miete nicht mehr weit. Das Start-up ermögliche es, auf jedem Insta-Bild ein neues Kleid zu tragen, scherzt Erskine: «Es hat überall da Potenzial, wo viel fotografiert wird.»  

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